BIG PICTURE
Die Gründe für meine Zurückhaltung bei neuen Investitionen im DAX hier mal graphisch dargestellt.
Ich denke, selbst ein Laie erkennt hier schnell, dass es
weder beim Monatschart, noch beim Wochenchart derzeit gut aussieht. Sicherlich
sind wir beim Monatschart noch deutlich über der 200 Monats Linie (rot) des
gleitenden Durchschnitts und damit noch bullisch. Allerdings haben wir den
kurzfristigen Trend, die 20 Monats Linie, hier in grün dargestellt, bereits von
oben nach unten gekreuzt. Aktuell steht wir kurz vor der 50 Monats Linie, hier
in blau. Damit ist der Trend im langfristigen Bereich noch intakt, allerdings
sollte man sich die Indikatoren darunter anschauen, sowohl der MACD (Moving
Average Convergence Divergence) gibt per Februar, März ein Verkaufssignal
(Durchkreuzen der blauen Linie, durch die rote Linie und der Trend im MACD ist
derzeit short, erkennbar an den roten Balken, die bereits unter der Null Linie
sind. Diese zeigen die Dynamik auf, mit der sich der Trend entwickelt. Gleiches
beim Momentum, direkt darunter in schwarz. Auch hier ist erkennbar, dass die
Null Linie von oben nach unten durchkreuzt wurde und damit ein Verkaufssignal
generiert hat. Zusätzlich ist hier erkennbar, dass die Dynamik des
Abwärtstrends noch zulegen kann, in 2008 war das Momentum bis auf -3200
abgestürzt, per heute sind wir -1638. Da wäre also noch Luft nach unten drin.
Das Momentum zeigt auf, wie stark ein Trend sich gerade entwickelt. Quasi wie
beim Bungee Springen, zunächst geht es steil mit Schwung nach unten, irgendwann
verliert sich der Schwung und es geht in die Gegenrichtung, zunächst
wieder stark und danach wieder deutlich sich abschwächend. Als letzter
Indikator zeigt mir die „Slow Stochastik“ (geglättet und nicht so agressiv,
dafür präziser wie die „Fast Stochastik“) ebenfalls ein Verkaufssignal, dieses
aber früher als der MACD, bereits am 1. Januar. Wenn Sie nun sich den
Chart anschauen und hier insbesondere die Bewegung im Jahre 2008 und dazu die
Signale der oben genannten Indikatoren, verstehen Sie wovon ich spreche. Und
ebenso erkennen Sie das klare Kaufsignal, welches im August 2009 im MACD
generiert wurde, oder auch zum Beispiel im Juni 2003, nach dem großen Abschwung
zu Beginn des Jahrtausends. Immerhin hat der DAX sowohl in 2000 bis März 2003
rund 74% verloren und in den fünf aufeinanderfolgenden Quartalen von 1. Quartal
2008 – 1 Quartal 2009, 65% verloren.
Schaut man sich nun den Wochenchart an, erkennt man, dass
wir hier bereits sehr viel weiter im negativen Bereich sind, sprich im
bärischen Trend. Im Chart sieht man, dass sowohl die 20 Wochen Linie, die 50
Wochenlinie und auch die 50 Monatslinie im gleitenden Durchschnitt von oben
nach unten durchbrochen wurden. Hier bahnt sich gerade ein weiteres auffälliges
Chartbild an. Die Kreuzung der 20 und der 50 Wochenlinie durch die 200
Wochenlinie – damit generieren wir ein neues extrem bärisches Signal, das
sogenannte Todeskreuz, welches in der Regel von deutlichen Korrekturen
begleitet wird. Das Todeskreuz hatten wir im März des Jahres bereits im
Tageschart generiert.
Ein weiteres Verkaufssignal haben wir im MACD, um den 20.
August 2018 herum, wobei dieses bis jetzt nicht sonderlich ausgeprägt ist,
ähnlich wie der Markt, der ja ebenfalls ein wenig orientierungslos seit
mehreren Monaten läuft.
Im Momentum hingegen haben wir gleich mehrere Signale. Zum
einen eine sogenannte Divergenz. Diese ist sowohl im Chart markiert, wo wir
zwischen Oktober 2017 und Januar 2018 jeweils zwei Hochs, also ein Doppeltop
ausbilden, wobei das zweite Hoch im Januar minimal höher ausfällt. Just im
gleichen Zeitraum verzeichnet das Momentum aber eine klare nachlassende Dynamik,
also es fehlt an Käufern und die Kraft und die Geschwindigkeit, eben die
Dynamik, des Anstiegs lässt nach. Daher fällt in diesem Zeitraum das Momentum
und generiert eben eine bärische Divergenz, welche als klare Trendumkehr zu
interpretieren ist. Bei der Divergenz laufen Indikator und Chart konträr
zueinander. Also im Chart verzeichnen wir einen Anstieg, während das Momentum
bereits fällt. Ein weiteres Signal im Momentum erkennt man mit der Ausbildung
des neuen Tops im Juni 2018, danach ging es abwärts. Mit dem Kreuzen der Null
Linie Mitte Juli generiert das Momentum ein Verkaufssignal.
Zusätzlich generiert die Slow Stochastik Ende Mai
ebenfalls ein Verkaufssignal, als die gestrichelte rote (D ) Linie die schwarze
K Linie kreuzt. Der Dax verlor in jener Zeit gut 1000 Punkte. Danach folgten
mehr oder weniger schwache Signale, die man eher vernachlässigen konnte. Das
kommt halt auch vor.
Natürlich sind Charts Abbilder der Vergangenheit und die
Zukunft kann sich völlig anders entwickeln, aber es ist eben auch erkennbar,
dass es immer wieder sehr gut funktioniert. Insbesondere auf lange Sicht. Und
das liegt einzig daran, dass viele Investoren darauf achten und danach handeln.
Zusätzlich muss man natürlich zwingend die jeweiligen Nachrichten beachten, da
diese die gegenwärtige Richtung und den zukünftigen Kursverlauf bestimmen. Bei
Aktien sollten Sie obendrein zwingend auf die fundamentalen Kennzahlen und
Quartalszahlen achten. Letzte Woche hat die Berichtssaison für das 3. Quartal
begonnen und sie verspricht spannend zu werden.
Derzeit wird wieder sehr viel über die Märkte und
Krisenherde gesprochen. 10 Jahre nach Lehman Brothers und die Auswirkungen auf
die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Viele reden von bevorstehenden Crashs,
mich eingenommen, andere argumentieren mit langfristigen Investments und zeigen
dafür gerne auch 100-jährige Charts auf. Nun, auf diesen langen Zeitraum
betrachtet sieht das immer toll aus. Nur sollte man immer seine persönliche
Lebenszeit mit in die Überlegung einbeziehen. Sonst freuen sich am Ende nur die
Erben. Zudem halten die Super Bullen die Crash Theorie für bloße Panikmache.
Die sogenannten Crash Propheten sind in deren Augen ewig negativ denkende
Menschen. Nun, das sehe ich völlig anders. Fakt ist, die Welt hat insbesondere
nach 2008 eine nie dagewesene Schuldenpolitik betrieben und immer mehr Geld ins
Geldsystem gepumpt. Fakt ist auch, die Notenbanken sitzen auf niemals zuvor
dagewesenen, gigantischen Wertpapier Portfolios von über 20 Billionen USD
weltweit. Portfolios, die die Notbanken bei jetzt steigenden Zinsen, und in den
USA haben wir bereits bei den 10 jährigen Anleihen die 3% Marke überschritten,
Italien und Griechenland natürlich auch, abgebaut werden. Somit fallen die
Kurse der Anleihen und dies ist seit etlichen Monaten bereits ein sehr ernstes
Thema. Im Gegenzug dazu steigen die Renditen, da die Kurse konträr zu den
Renditen laufen. Alleine die EZB sitzt auf 83% der gesamten italienischen
Staatsanleihen. Durch den Abverkauf fallen wie gesagt die Anleihepreise mit dem
Effekt, dass die italienischen Banken, die ebenfalls sehr viele italienische
Staatsanleihen als Kapitalpuffer halten, nun immer größere Verluste
einfahren. Gleichzeitig verliert der dringend benötigte Kapitalpuffer immer
mehr an Wert. Ab einem gewissen Punkt werden die Regulierungsbehörden
eingreifen und die Banken auffordern diese wieder auf das geforderte Minimum zu
erhöhen. Und genau da kann das Problem entstehen, denn irgendjemand müsste ja
dann wieder Kapital bereitstellen. Und die Finanzmärkte werden ebenso wenig,
wie die Regierungen oder die EU immer wieder Kapital zur Verfügung stellen.
Somit muss man auch die Liquidation diverser Banken in Betracht ziehen. Und das
sind nur einige der vielen Gründe, die ich oftmals bereits in meinen Mails
erwähnt habe. Bedenken Sie immer eines, die Probleme die zur Krise von 2008
führten wurden niemals wirklich gelöst, sondern nur kaschiert. Und noch viel
schlimmer, Banken fühlen sich seit diesem Zeitpunkt unverwundbar.
Kurzum, die Situation ist ganz sicher nicht so entspannt,
wie sie allgemeinhin gerne dargestellt wird. Und der langfristige Blick
vernebelt ein wenig den Blick auf die Realität. Man muss nicht in Panik
verfallen, aber sein Portfolio
sollte man zwingend
immer absichern.
Ein Crash kündigt sich zwar lange vorher an, aber oftmals werden die Signale
nicht wahrgenommen oder schlichtweg ignoriert. Nach dem Motto, es kann ja nur
aufwärts gehen, es gibt ja keine Alternativen. Und das schwierigste ist immer
den perfekten Zeitpunkt für einen Crash oder eine große Korrektur im Vorfeld zu
benennen. Zu viele Punkte die heutzutage Einfluss nehmen und die
internationalen Finanzmärkte bewegen. Und auch am Tage eines Crashs werden sie
diesen nicht als solchen wahrnehmen. Es beginnt zumeist völlig harmlos, eben
ein Tag wie immer. Irgendwann werden sie aufmerksam und beobachten wie der
Markt ganz langsam Richtung Süden geht und selbst da sind die Vorboten eines
Crashs nicht immer zu erkennen. Es sieht ja nur wie eine Korrektur aus, eben eine
von vielen. Und urplötzlich bricht es los, wie eine Lawine und dann herrscht
Panik. Und wer nicht bereits abgesichert ist, hat schlechte Karten. So war es
meistens und ich habe viele erlebt. Und aussitzen?? Schwer zu sagen, Sie wissen
ja erstens nicht, wie tief der Markt oder die einzelnen Werte wirklich fallen
und zweitens haben Sie ja keine Ahnung, wie lange die spätere Erholung dauert,
bis alle Verluste aufgeholt werden. Zudem sind die heutigen Handelskosten meist
gering, sofern Sie nicht bei der Hausbank zum Jackpot Tarif (Jackpot für
die Banken) handeln. Eine Erholung kann auch mal Jahrzehnte dauern,
denken Sie an Japan, die haben heute knapp 30 Jahre nach Einbruch des Nikkei
von 39000 Punkten ihr damaliges Hoch nie wieder gesehen. Und auch im Dow Jones
/ SNP hat es nach der Krise 1929 und der dann folgenden Wirtschaftskrise
insgesamt 27 Jahre gedauert, bis die Kurse ihr altes Hoch von 1929 wieder
erreicht hatten. Und 1929 hatten wir im Oktober Crash nur eine 10% Korrektur im
Dow Jones an diesem schwarzen Freitag, allerdings korrigierte der Markt dann
noch weiter bis Ende 1932 auf insgesamt 90%.
Also,
wie auch immer, sichern Sie zwingend jederzeit alle Positionen ab.
Und sollten Sie ausgestoppt werden, egal. Bleiben Sie entspannt, Sie können ja
nichts mehr verlieren. Schauen Sie zunächst einmal in aller Ruhe, wie die
Gesamtmarktstimmung ist, dann wie der Wert, den Sie kaufen möchten aktuell
bewertet ist (fundamental und technisch) und dann können Sie immer noch
entscheiden, ob Sie wieder einsteigen oder eben nicht. Im Übrigen haben all
diejenigen, die seit 2000 den Dax jeweils nach Börsenschluss gekauft haben und
über Nacht gehalten haben, dann allerdings kurz vor Markteröffnung um 9:00 Uhr
täglich verkauft haben, eine mehr als doppelt so gute Performance, wie all
diejenigen, die einfach nur im Markt geblieben sind. Zugeben eine etwas mühsame
Strategie, aber Sie sehen aussteigen heißt nicht zwangsläufig man verliert.
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